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Romina weiss Rat

Wieso Langeweile so wichtig ist für Kinder

«Mir ist so langweilig!» Dieser Satz kann Eltern ganz schön auf die Nerven gehen. Trotzdem sollte man seine Sprösslinge nicht immer subito bespassen. Familien-Expertin Romina Brunner erklärt, warum Langeweile für unseren Nachwuchs so wichtig ist.

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Kinder Langeweile

Abwarten und schauen, was passiert: Langeweile kann wunderbare Ideen ins Rollen bringen.

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Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker
Romina Brunner

Für mich sind Sonntage zunehmend ein Ärgernis. Bieten wir unseren drei Schulkindern grad kein Programm, maulen sie den halben Tag. Den Satz «Mami, mir ist so langweilig» kann ich nicht mehr hören. Stimmt es auch wirklich, dass Langeweile gut für die Entwicklung ist ? – Bettina (34)

Liebe Bettina 

Tatsächlich sollten wir unsere Kinder immer mal wieder in Situationen bringen, in denen sie sich langweilen. «Langeweile regt das magische Denken - und die Fantasie an», sagt Erwachsenenbildnerin Susanne Baldini. Sobald das Kind aus der Nörgelphase raus sei, beginne das Gehirn von alleine zu arbeiten und es suche sich etwas zum Spielen.

«Es ist daher sinnvoll, dem Kind keine Vorschläge zu machen, damit es selbst auf mögliche Spielideen kommt», ergänzt Baldini. Laut Erziehungswissenschaftler Peter Struck sollten Eltern denn auch auf den «Mir ist so langweilig»-Satz am besten gar nicht reagieren. 

Fragt Romina!

Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch

Doch wie oft lassen wir es gar nicht erst so weit kommen? Aus Angst unser Nachwuchs könnte den Anschluss verlieren, versuchen wir unsere Kinder auf jede erdenkliche Art zu fördern. Wir hetzen sie nach der Schule ins Tennis, Frühenglisch, Lernstudio oder Ballett. Da bleibt keine Zeit. Und wenn sie sich dann mal langweilen könnten, etwa vor und nach dem Essen im Restaurant, drücken wir ihnen noch ein iPad in die Hand. 

«Die als Kind erduldete Langeweile hat mich gelehrt, auszuharren.»

Als Kind mochte ich Sonntage nicht

Ganz ehrlich. Als Kind habe ich Sonntage auch nicht gemocht. Ich fand sie zu langweilig. Noch vor dem Mittag sehnte ich mich nach dem Montag, der Schule und meinen Freunde. Doch die Langeweile war rückblickend förderlich. Nie war ich motivierter als an den Montagen. Noch eintöniger als die Sonntage fand ich nur noch die Kirchenbesuche mit unserer Grosi. Darüber habe ich in einem anderen Beitrag geschrieben. Hier den Link dazu.

«Auch bei meinen Kindern entstanden die wertvollsten Momente aus der Langeweile heraus.»

Die als Kind erduldete Langeweile hat mich gelehrt, auszuharren. Wie viele Teenager können heute noch durchbeissen? Wie viele schmeissen die Lehre, weil sie zu Beginn oft eintönige Arbeiten erledigen sollen? Vorwürfe wie: «Ich musste nur kopieren, nur Kaffee holen und dem Chef dienen», bekommen unsere Lehrmeister heute ständig zu Ohren.

Doch gehören nicht genau diese Dinge zum Alltag eines Stifts im ersten Lehrjahr? Ja, gar zum Leben? Oder sind es genau diese Jugendlichen, die später gleich die Freundin oder den Ehemann auswechseln, sobald in der Beziehung Langeweile aufkommt?

Ein unvergesslicher Moment

Ich muss mich im Alltag auch immer wieder an der Nase nehmen. Gerade weil ich Langeweile nicht mag. Zu oft habe ich eine spannede Spielidee bereit.

Dabei entstanden auch bei meinen Kindern die wertvollsten Momente aus der Langeweile heraus. Unvergessen bleibt der Nachmittag im Garten. Mein Mann und ich mussten Büsche schneiden. Erst schauten uns die Mädchen zu. Irgendwann schob  die damals Einjährige - noch total wackelig auf den Füssen - ihre ältere Schwester im Laufwägeli sitzend, bei den Nachbarn das Wiesenbord hinunter. Ihr «Gigälä» kann ich immer noch hören.

 

Unsere Expertin für Familienfragen

Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.

Von Romina Brunner am 10. Juli 2019 - 11:00 Uhr